Das diesjährige Adventskonzert erinnerte an einen Vulkan: Nach leisem Brummeln der furiose Ausbruch bis zum rauschenden Finale: Weihnachtliche Musik aus Frankreich aus den zurückliegenden drei Jahrhunderten. Mit großer Leidenschaft führte die Kantorin Dr. Ines Gnettner sensibel und konsequent Chor, Instrumentalisten und Solisten durch das abwechslungsreiche Programm in der Johanneskirche. Zur Aufführung kamen Werke von Alexandre Guilmant, Marc-Antoine Charpentier, Michel Corrette, Claude Debussy, Camille Saint-Saëns und Jörg Duda sowie traditionelle französische Weihnachtslieder in spritzigem modernen Gewand.
Den Reigen eröffnete der Organist Thomas Pfeiffer aus Glonn mit einem weihnachtlichen Wiegenlied aus dem Elsass von Alexandre Guilmant, so recht geeignet zur Einstimmung. Dem folgte Pfr. Andres Strauß mit einem geistlichen Impuls. Das pro-musica Flötenensemble mit Elke Gross (Leitung), Elfriede Jacobs, Susanne Küster, Susanne Kurth-Schreyer und Martha Lauber spielte mit langem Atem die Fantasien zu 5 Stimmen op. 117c Nr. 3 und Nr. 4 von Jörg Duda. Bei Marc-Antoine Charpentiers Kyrie kamen ausdrucksstark die Solisten Barbara Miller-Schildknecht (Alt), Markus Kotschenreuther (Tenor) und Reinhart Gröschel (Bariton), begleitet von zwei Flöten und dem Evangelischen Kirchenchor in großer Besetzung zum Einsatz. Bemerkenswert war, dass der Chor wie selbstverständlich sämtliche Stücke in französischer Sprache sang. Der Chor war auch eingebunden in das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns nach dem Lukasevangelium (Kap. 2, Erscheinung der Engel bei den Hirten auf dem Feld, ebenfalls in französischer Sprache) op. 12 für fünf Vokalsolisten, Chor und Orchester: Anna-Maria Sitte und Agnes Meixner (Sopran), Barbara Miller-Schildknecht (Alt), Markus Kotschenreuther (Tenor) und Reinhart Gröschel (Bariton) bezauberten durch ihr kraftvoll-harmonisches Miteinander der Stimmen.
"Gott begegnet uns überall", das war die Kernaussage der kurzen Andacht von Pfr. Strauß; Jesu‘ Geburt gäbe Hoffnung für unsere Welt, und wer braucht nicht Hoffnung in diesen schwierigen Zeiten?
Bezaubernd die Harfenklänge im „Danse sacrée von Claude Debussy, Olivia Debrabandere war auch hier eins mit ihrem Instrument.
In allen Passagen, ob solo oder in Gemeinschaft, wunderschön anzuhören die Streicher: Fuga Miwatashi und Gyurim Kwak (Violine), Joseph Peller (Viola), Moni Fuhs (Violoncello) und Michael Stacheter (Kontrabass). Chor, Soli und Instrumentalisten überzeugten mit sensibler Klangfülle, ausdrucksstarker Präsenz und gutem Zusammenspiel. Mit Ausnahme des Flötenensembles pro-musica und des Chors traten die Instrumentalisten und die Solisten nicht als eingespielte Gruppe auf, sondern kamen sozusagen "jeder aus einer anderen Richtung". Sie alle wurden von der Dirigentin Ines Gnettner mit großer Fachkenntnis, Sensibilität und Konsequenz zu einem großen Ganzen vereint. Gewünscht hätte man allen vierzig Künstlern mehr Platz auf der Bühne, um auch optisch dieses grandiose Gesamtkunstwerk noch besser zur Geltung zu bringen. So waren nicht nur die langen Vorbereitungsphasen (das Konzert musste Corona-bedingt mehrmals verschoben werden) eine Herausforderung, sondern auch die Enge im Altarraum, die sämtliche Mitwirkenden tapfer gemeistert haben.
Die Besucher waren begeistert und erklatschten sich noch eine Zugabe. Der Eintritt war frei, es raschelte in den Spendenkörbchen zugunsten der Musiker und Musikerinnen.
Text, Bild : GK